Sonntag, 7. Februar 2010

Ein Abend für die Sinne beim Wein-Degustations-Menü

Mein Schatz hat mir zu Weihnachten einen Gutschein für ein Wein-Degustations-Menü in einem nahgelegenen Restaurant geschenkt. Und gestern war es dann so weit. Der ganze Saal war toll dekoriert, der Tisch wunderschön gedeckt.
Als Aperitif wird ein Rosé Sekt gereicht. Der Sommelier erklärt uns mit wunderbar französischem Akzent, dass ein Aperitif vor dem Essen konsumiert wird, um den Appetit anzuregen und auf die bevorstehende Mahlzeit einzustimmen und den Gästen die Wartezeit bis zum Servieren der Speisen zu verkürzen, bis alle eingetroffen sind und man sich zu Tisch begeben kann.
Aber ein Aperitif sei eigentlich viel mehr als ein Appetitanreger, schwärmt er, denn ein Aperitif lanciere einen schönen Abend. Okay- für eine grantige Schwiegermutter könne man schon mal zwei, drei Aperitifs brauchen- aber dann sei auch mit ihr ein wunderschöner Abend garantiert.
  1. Vorspeise: Auswahl von Edelfischen an bunten Blattsalaten dazu ein Riesling. Und weil es unterhaltsamer ist, das Geschmackserlebnis beim Genuss des Rieslings mit den Worten des Sommeliers zu erklären, werde ich mal versuchen, euch dessen Worte wiederzugeben. Also: Wir schmecken eine Note von Apfel, etwas Säure, ein Schwänzchen Süße. Sie wissen gar nicht mehr, was Sie schmecken: Süße, Säure, Süße, Säure. Das kann eben nur der Riesling von der Mosel.

  2. Waldpilzcremesuppe, dazu Grauburgunder
    Der Winzer aus der Südpfalz war gestern Abend persönlich da und erklärte einiges zu seinem Weingut, den kräftigen Böden der Südpfalz und den 15 verschiedenen Rebsorten seines Weingutes. Zum Grauburgunder selbst aber lasse ich hier lieber wieder den Sommelier zu Wort kommen: Der Grauburgunder kleidet den ganzen Mund- und Rachenraum aus und passt wunderbar zu kräftigem Essen. Pinot Grigio hört sich zwar irgendwie leichter und lebendiger an, als Grauburgunder aber es ist dieselbe Rebsorte.
    Und dann ereifert er sich:“Wir Deutschen sind in der Welt bekannt als Billigesser. Unserem Auto gönnen wir Öl für 30€ aber wir selbst trinken billigen Wein für 3,99€. Alles muss möglichst billig sein, obwohl natürlich klar ist, dass das nur geht, wenn entweder nicht auf Qualität geachtet wird oder aber irgendwelche EU-Subventionen den billigen Preis ermöglichen.“

  3. Und dann kommt zum Hauptgang der große Rotweinvergleich: a) auf der einen Seite ein Roter aus Apulien, Primitivo de Irgendwas - ein DOC- Wein, b) auf der anderen Seite ein Roter aus der Pfalz, Black Print genannt, weil er fast schwarz wie Tinte aussieht.

  4. Der Italienische Rote (rechts) sieht zwar heller aus, wenn man aber die Nase ins Glas hält, strömt ein unglaublich kräftiger Duft entgegen, viel kräftiger als der dunklere deutsche Rotwein, der kaut Sommelier runde Gerbstoffe hat, die an Pflaumenmarmelade erinnern. Dann machen wir den Geschmackstest- einmal vor dem Essen und einmal während des Essens. Ich muss ehrlich sagen, beim ersten Schluck des Dunkelroten aus der Pfalz vor dem Essen zog sich alles in meinem Mund zusammen. Uuuuh- Gerbstoffe ohne Ende, kaum genießbar. Aber beim Essen fand ich ihn plötzlich tausend Mal besser als den italienischen Roten. Oder um es mit den Worten des Sommeliers zu sagen: "Der kann mit seinen Gerbstoffen alle Schmorgerichte wegstecken. Die Wahrnehmung des Weines variiert in Kombination mit dem Essen. Die perfekte Harmonie von Wein und Essen ist schwer zu erreichen. Ein Essen kann einen Wein kaputtmachen; ein Wein aber auch ein Essen. Die Gerbstoffe können dem Essen ein Pendant bieten.
    Ein leichter Wein ist „zum Wegziehen“ ganz gut, zum Essen jedoch nicht, Zum Essen geht manchmal ein Wein, der so nicht geht.
    Ein guter Wein wird nicht im Keller gemacht. Der Weinberg ist die Mutter des Weines, die Rebe ist das Medium, um den Weinberg zum Ausdruck zu bringen“. Es liest sich schon nicht schlecht, was unser Sommelier so zum Besten gab- aber ihr hättet es mal live mit französischem Akzent vorgetragen hören müssen!

              Das Hauptgericht will ich euch natürlich auch nicht vorenthalten. Es gab fantastisches Hirschfilet in Kräuterkruste mit Semmelknödelplätzchen, Möhrchen und Rosenkohl

              Mmmh, lecker!


              Aromatunnel:
              Zum Aromatunnel wurde eine ganze Reihe (natürlich viel mehr als auf dem Foto hier) dunkle, nicht durchsichtige Weingläser aufgereiht, in denen sich unterschiedliche Gewürze, Früchte u.a. befanden.

              Unser Sommelier erläutert uns die Macht der Düfte.
              „Ein Duft kann euphorisch machen- aber auch depressiv. In der heutigen Gesellschaft ist man immer mehr aufs Visualisieren getrimmt- dabei ist die Nase viel wichtiger. Wenn man nach nur 2 Stunden Schlaf aufstehen muss und der Duft des Frühlings einem in die Nase steigt, der Duft von Sonne und frisch gemähtem Rasen, ist man geladen von Energie.
              Beschreiben Sie den Duft des Parfums der verflossenen Liebe. Unmöglich! Aber die Erinnerung an den Duft? Oh là là!
              Bei dem Duft von Zimt erzählt eine Omi von ihren Erinnerungen an Familienessen, die vor 60 Jahren stattfanden und bei denen wohl mit Zimt gekocht wurde. Allein der Duft von Zimt in der Nase löst heute Erinnerungen aus, die so viele Jahre zurückliegen.“
              Beim Proberiechen in den weiteren Gläsern stellen wir fest, dass Orangenschale wesentlich stärker duftet als die fruchtigen Orangenfilets; gezuckerte Himbeeren duften stärker als ungezuckerte, frisch gemahlener Pfeffer natürlich wesentlich stärker als die kaum wahrnehmbaren ganzen Pfefferkörner. Champignons riechen ungewaschen recht gut. Gewaschen riechen sie kaum und wenn überhaupt dann eher schlecht.
              Probiert es doch selbst mal aus!

              4.Dann gibt es Portwein und Bitterschokolade
              Zunächst Portwein pur: Geschmack von Bitterness und Süße
              Dann zusammen mit Bitterschokolade: und plötzlich: keine Bitterness mehr. Als wir gefragt werden, wonach die Kombination für uns schmeckt, erinnert es uns alle an Mon Cherie. Plötzlich schmecken wir Kirschiges, wo zuvor kein Kirschgeschmack war und irgendwie schmeckt es auch alkoholhaltiger.
              "Portwein fürs Gemüt und Schokolade für die Glückshormone und der Tag ist gerettet!" So fasst der Sommelier unseres Vertrauens den Mon-Cherie-Effekt zusammen.
              5. Dessertvariationen auf dem Teller und Dessertwein im Glas


              Zum Dessert gibt es Scheurebe Auslese mit nur 9% Alkohol aber ordentlicher natürlicher Restsüße. Der Wein , riecht wie ein exotischer Obstkorbgeht. Und laut Sommelier geht er nicht nur zum Dessert nach dem Essen, sondern auch nachmittags zum Obstkuchen.
              Na dann mal Prost!
              Es war ein wunderschöner Abend.
              So, ich hoffe, ihr habt euch beim Lesen gut amüsiert und euch ist das Wasser im Mund zusammengelaufen.


              3 Kommentare:

              1. Also...ich habe jetzt wirklich Hunger und fühle mich ein bisschen beschwippst...woran das wohl liegt?
                Das Ganze sieht wirklich nach einem zauberhaften Essen aus und ich bewunder Dich, dass Du Dir das alles merken konntest...
                Tolle Bilder, welche Lust auf viele Leckereien machen.
                Alles Liebe, Lilly

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              2. Hallo Ute,

                ein wahrer Augen- und für dich auch Gaumenschmaus.:-) So toll alles für uns beschrieben, dass man glaubt es selbst zu schmecken. :-)

                LG
                Andrea

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              3. Wow, also den Bildern nach gab es genug feines Essen und genug Alkohol, hicks ;-)
                Da hätte ich mich auch wohlgefühlt!
                LG Rene

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